Blindenschrift

Als Stachelschrift wird die von Johann Wilhelm Klein 1807 erfundene Blindenschrift bezeichnet. Diese Schrift bestand aus punktiert dargestellten großen lateinischen Buchstaben, welche mit Hilfe eines „Stachel-Typen-Apparats“ seitenverkehrt ins Papier gedrückt worden sind. Die Buchstaben konnten so von Sehenden gelesen und von blinden Menschen durch Erhebungen der Durchstiche der Nadeln (Stacheln) ertastet werden. Jedoch musste jeder Buchstabe vollständig mit den Fingern abgetastet werden, sodass ein schnelles Lesen mit der Stachelschrift nicht möglich gewesen ist.

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Stachelschrift von 1876

Die Brailleschrift wird von stark Sehbehinderten und Blinden benutzt, ist also eine Blindenschrift. Sie wurde 1825 von dem Franzosen Louis Braille entwickelt. Die Schrift besteht aus Punktmustern, die, von hinten in das Papier gepresst, mit den Fingerspitzen als Erhöhungen zu ertasten sind. Sechs Punkte, drei in der Höhe mal zwei Punkte in der Breite, bilden das Raster für die Punkte-Kombinationen, mit denen die Buchstaben dargestellt werden. Bei sechs Punkten ergeben sich 64 Kombinationsmöglichkeiten, das Leerzeichen inbegriffen. Die Punkte einer Braille-Grundform werden in der linken Spalte von eins bis drei und in der rechten Spalte von vier bis sechs nummeriert.

Für die Ausgabe von Texten in Brailleschrift durch den Computer werden Braillezeilen verwendet. Da für die Arbeit am Computer mehr Zeichen notwendig sind als sich mit sechs Punkten darstellen lassen, werden bei der Braillezeile noch zwei weitere Punkte je Braillezeichen hinzugefügt, so dass acht Punkte, vier in der Höhe mal zwei in der Breite, zur Verfügung stehen (Computerbraille bzw. Eurobraille).

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Brailleschrift

 Hinweise zur Blindenschrift-Prägung

  • Das Blindenschrift-Zeichen ist in der Größe und in den Abständen nicht veränderbar
  • Die Blindenschrift-Prägung kann doppelseitig erfolgen
  • Die maximale Bogengröße beträgt 43 cm x 31,5 cm
  • Für die Blindenschrift-Prägung kann grundsätzlich jedes Papier verwendet werden; um ausgeprägte und haltbare Punkte zu erzielen empfehlen wir eine Mindestgrammatur von 130g/qm
  • Geprägt wird im Regelfall im Einzelnutzen
  • Das Druckgut wird bei der Prägung mit einem Greifer bewegt. Auf den geprägten Bogen wird – je nach Blattstärke weniger oder mehr ausgeprägt – ein Greiferfalz zu sehen sein. Um den Greiferfalz nach der Prägung wegschneiden zu können, sollten die Druckbögen mit einem Rand von ca. zwei Zentimeter angeliefert werden.
  • Es gibt die Vollschrift und die Kurzschrift. Bei der Vollschrift wird (fast) jeder Buchstabe zu einem Blindenschrift-Zeichen. Bei der Kurzschrift werden Kürzungen vorgenommen. Man lernt erst die Vollschrift, die Kurzschrift baut darauf auf. Die Platzersparnis der Kurzschrift gegenüber der Vollschrift beträgt ca. ein Drittel